Eine Woche Feuerwehrschule - Ticker

21.01.2019 09:16
Fabian Keppler-Stobrawe

Geretsried. α Feuerwehrleute bilden sich stetig fort. Das passiert vor allem innerhalb der eigenen Feuerwehr bei Übungen und Unterrichten. Hie und da werden aber auch Lehrgänge im Landkreis oder an den staatlichen Feuerwehrschulen absolviert. Wie das abläuft, berichten wir diese Woche live aus Geretsried vom Lehrgang "Fachberater ABC".

Montag, 21.01.2019

+++ Tag 1 - 08:37 Uhr: Ankunft an der staatlichen Feuerwehrschule +++

Nach etwa dreistündiger Anfahrt betrete ich das Verwaltungsgebäude zur Anmeldung. Rechts daneben eine Schranke, dahinter ein Ortschild: "Freistadt". Aha, hier werden die praktischen Übungen stattfinden, z.B. für Gruppenführer oder Maschinisten. 

Freundlich werde ich empfangen, Teilnehmerdaten gecheckt und Zimmerschlüssel in Empfang genommen. Der Lehrgang dauert fünf Tage, übernachtet wird auf dem Schulgelände. W-LAN gibt es auch.

+++ 09:03 Uhr: Zimmer bezogen +++

Das Unterkunftsgebäude verfügt über einen eigenen Parkplatz. Also umparken und das Zimmer beziehen. Ein Einzelzimmer im Erdgeschoss , sehr angenehm. Um 10:00 Uhr geht es los. Es sind schon einige Teilnehmer für verschiedene Lehrgänge eingetroffen. Neben dem "Fachberater ABC" finden parallel noch weitere Lehrgänge statt, beispielsweise "Leiter einer Feuerwehr" das ist die Kommandantenschulung.

Anhand eines Stadtplanähnlichen Lageplan mache ich mich gleich auf die Suche nach dem Umweltschutzgebäude, dort befindet sich "mein" Lehrsaal. Die anderen Teilnehmer, die ich bis jetzt getroffen habe, sind im Tagungsgebäude untergebracht.

+++ 10:01 Uhr: alle da +++

Alle LehrgangsteilnehmerInnen sind da. Niemand steckt im Stau. Zwölf Personen, darunter drei Frauen. Der Schulleiter wird in Kürze den Lehrgang eröffnen.

+++ 11:16 Uhr: lange Woche +++

Nach der Einführung ist klar, das wird ein anstrengender Lehrgang bis in die Abendstunden. Die Teilnehmer kommen aus spannenden Feuerwehren, z.B. die "Gafferspritzer" oder die Raffinerieexplosion. Tolle Kontaktmöglichkeiten!

+++ 13:27 Uhr: Dekon +++

Was brauchen wir zum Dekontaminierung und was kann jeder Feuerwehr leisten?

+++ 15:09 Uhr: Was macht ein Fachberater? +++

Feuerwehrgesetz, Katastrophenschutzgesetz, Dienstvorschriften - was genau macht ein Fachberater ABC und wo ist das geregelt? Das gilt es jetzt herauszuarbeiten.

+++ 17:51 Uhr: Datenabnken und Planspiele +++

Vor dem Abendessen lernten wir verschiedene Datenbanken zur Recherche von Stoffeigenschaften, geeigneten Brandbekämpfungsmitteln oder Erste-Hilfe-Maßnahmen kennen.

Nach dem Abendessen geht es dann weiter mit der Bearbeitung von Fallbeispielen. Der Abend hat also noch einiges inhaltlich zu bieten.

+++ 20:11 Uhr: Ende Tag 1 +++

Statt 19:30 Uhr ist es etwas später geworden. Das Planspiel 1 hat lange aber lehrreiche Diskussionen hervor gerufen. Jetzt erstmal in kleiner Runde noch besprechen und morgen früh um 8 geht es weiter.

+++ Tag 2 - 07:59 Uhr: A-Tag +++

Radioaktive Strahlung und Nuklearunfälle sind heute das Thema. Gastreferent ist Dr. Werner Kirchinger vom Helmholtzzentrum München. 

+++ 08:46 Uhr: Uran in löst Großeinsatz aus +++

Am Freitag gab es einen Großeinsatz mit Stichwort ATOM. In einer abzureißenden Hütte wurde Uranin gefunden. Nein, kein Uran. Es handelt sich um Fluoreszinnatrium. Ungefährlich. Trotzdem 46 Fahrzeuge vor Ort. Link folgt.

+++ 09:30 Uhr: Schöne Geschichten +++

Der Referent ist klasse: tolle Beispiele von Übungen und Echteinsätzen und ein Blick "hinter die Kulissen". Und: Die FwDV 500 soll geändert werden, höhere erlaubte Dosis bei Lebensrettung ist geplant.

+++ 09:56 Uhr: In Aschheim war was los +++

Der Link zum Großeinsatz: Uraninfund

+++ 11:38 Uhr: Strahlenwirkung +++

Was passiert im Körper bei wie viel Strahlung? Ziemlich viel, wenn viel Strahlung. Bis zum Tod. Aber zum Glück alles viel Theorie, in der Praxis passiert doch wenig bis nichts.

+++ 12:49 Uhr: Verkehrsunfall mit Gammastrahler +++

Zum Abschluss des Gastvirtrages noch ein paar Highlights aus der Praxis. Was immer passieren kann, ist ein Verkehrsunfall eines Fahrzeuges des Paketdienstes. An Bord medizinische Gammastrahler. Was auch passieren kann: Fahrradnaben auf einem Spielplatz. Als solches nicht erkenntlich, vor allem, weil ein "Radioaktiv"-ähnliches Logo drauf war. 

+++ 13:22 Uhr: Wetter, Wetter, Wetter +++

Der Nachmittag wird wieder etwas theoretischer: physikalische Kennzahlen und Berechnung der Ausbreitung, wetterabhängig, stehen an.

+++ 13:50 Uhr: Planspiel +++

LKW verunglückt auf der Autobahn. Die Ladung: flüssiger Sauerstoff. Und natürlich ein Leck im Gastank.

+++ 15:40 Uhr: Ausbreitung berechnen +++

Nach ausgelaufenen Dieseltanks und verunfallten Acetylentransportern und der jeweiligen Fachempfehlung steigen wir jetzt in die Berechnung der Ausbreitung von Stoffen ein. Wie entscheidend ist das Wetter im ABC Einsatz im Hinblick auf die Einsatztaktik?

+++ 17:02 Uhr: Nützliche Tools +++

Die wetterbedingte Ausbreitung von Schadstoffen ist ein wesentlicher Aspekt bei der Abarbeitung von Gefahrguteinsätzen. Hier gibt es mächtige Tools, z.B. vom Deutschen Wetterdienst DWD. Diese haben wir gleich mal gesichtet.

+++ 18:05 Uhr: Endspurt mit Fallbeispielen +++

Wie gestern schon, endet auch der heutige Abend mit Fallbeispielen. Just nach dem Abendessen muss ich in meiner Gruppe einen Transportunfall mit Iod-133 bewerten und Empfehlungen aussprechen. Keine leichte Aufgabe, denn das Gefahrgut an sich ist relativ ungefährlich, aber der Kopf der Einsatzkräfte spielt eine große Rolle. Wie motivieren wir das Team richtig und schäten wir die Gefahren richtig ein?

+++ 20:13 Uhr: Ende Tag 2 +++

Wieder fast 45 Minuten "Überstunden". Rege diskussionen um die richtige Gefahreneinschätzung verlängern das Tagesprogramm. Dieser Austausch ist extrem wichtig, denn alle TeilnehmerInnen und der Lehrgangsleiter haben viel Einsatzerfahrung. Eine Musterlösung gibt es nicht, bei keinem Fallbeispiel. Aber wir finden meist einen Konsens über den eingeschlagenen Weg. Tolles Team, es macht echt Spaß, auch wenn es sehr anstrengend ist. Jetzt noch ein wenig den Tag ausklingen lassen. Networking ist hier nur ein Stichwort. Morgen früh um acht geht es weiter.

Mittwoch, 23.01.2019

+++ Tag 3 - 08:03 Uhr: Toxikologie +++

Gastreferent heute ist Dr. Felgenhauer, ehemaliger Toxikologe vom Klinikum rechts der Isar. Schwerpunkt: chemische Gefahren und toxikologische Wirkung. 

+++ 09:34 Uhr: Relativ wenig verschiedenes +++

Etwa zwei Drittel der Gefahrstoffunfälle sind mit 10 chemischen Verbindungen/ Gruppen abgedeckt. Das macht es zunächst relativ einfach. OK, die Statistik ist nicht ganz aktuell, aber Im Grunde wird sich das nicht groß geändert haben.

+++ 11:32 Uhr: Gefährlicher Milchshake +++

Beispiele aus der Praxis sind immer sehr anschaulich, so wurde ein junger Mann mit einem Milchshake vergiftet. Erste Symptome deuteten auf eine Lebensmittelvergiftung hin, aber der erfahrene Toxikologe wurde hinzugezogen und hat den Entscheidenden Hinweis gegeben. 

+++ 13:18 Uhr: Triage vor Dekon? +++

Große Diskussion, ob es in der Praxis tatsächlich so ist, dass eine Triage (Klassifizierung von Patienten nach Schweregrad) noch vor einer Dekontimation stattfindet. Notärzte seien ja eher weniger im Gefahrenbereich anzutreffen.

+++ 14:16 Uhr: Hauptsache uneinig +++

Grenzwerte sind gut und sinnvoll. Aber einfach ist es nicht, gibt es doch verschiedene. Und vor allem amerikanische und europäische. Jeder kocht sich da eigene Süppchen.

+++ 15:28 Uhr: Hauptsache dicht +++

Persönliche Schutzausrüstung ist wichtig, vor allem im Gefahrguteinsatz. Aber auch hier gibt es viel zu beachten und viele verschiedene Dinge.

+++ 17:54 Uhr: Einweg trendet +++

Chemie!Schutzanzüge sind teuer. 3500 € können die kosten. Es gibt aber Alternativen: Einwegmodelle. Kostengünstiger un weniger Probleme mit Dichtigkeit nach dem Waschen.

Nach dem Abendessen noch Planspiele zu Großschadenslagen.

+++ 20:14 Uhr: Kesselwagen brennt +++

Wetterabfrage beim Wetterdienst, Rückfrage bei TUIS. Ein Kesselwagen brannte mit Epichlorhydrin. Lokführer eingeklemmt. Nebenbrände. Altenheim unmittelbar daneben. Was tun? Brennen lassen? Evakuieren? 

Ereignisreich endet Tag 3, wie gewohnt deutlich später als geplant. Dennoch: tolle Diskussionen.

Donnerstag, 24.01.2019

 

+++ Tag 4 - 09:31 Uhr: Virus und Bactus +++

Virologie und Bakteriologie im Schnelldurchlauf. Viel Info in wenig Zeit. Jetzt Kaffeepaufe und um 10 Uhr geht's weiter mit der Pest.

+++ 11:55 Uhr: Blitzanalyse +++

Biolagen sind schwierig. Vor Ort gibt es wenig Aussagekraft. Aber wir wissen, wer uns helfen kann. Vorteil: die Zeit rennt nicht. Planspielchen mit weißem Pulver.

+++ 12:37 Uhr: Endlich was essen +++

Die Versorgung an einer Feuerwehrschule ist großartig. Zwischen den Vorträgen und Planspielen ist immer Zeit, Nahrung aufzunehmen. Heute Sauerbraten, Suppe, Salat vom Buffet und Eis.

+++ 13:29 Uhr: TUIS oder TUIS net? +++

Das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem der Deutschen Chemie steht 24/7 fachlich zur Seite. Ein wichtiger Partner für Feuerwehren. Was die genau machen und wie es funktioniert, erklärt uns Christian Gumpendobler von der Werkfeuerwehr Wacker.

+++ 15:57: Kaffeepause fällt aus +++

TUIS ist eine starke Organisation, das fesselt uns heute zusehends. Somit haben wir auch die Kaffeepaue verpasst. Egal.

+++ 16:58 Uhr: letztes Planspiel +++

Das war das letzte Planspiel für diesen Lehrgang. Auslaufendes Fass neben einer Tankstelle. Im Fass: Methanol. Aber es brennt glücklicherweise nicht.

+++ 17:04 Uhr: So, Feierabend Emma +++

Heute gibt es keine Abendsession. Daher nur noch Abendessen und dann lernen, lernen, lernen. Morgen früh erfahren wir mehr von der Analytischen Task Force. Danach bekommen wir unsere Prüfungsaufgaben.

Freitag, 25.01.2018

+++ 08:01: Endspurt +++

Jeder Lehrgang geht zu Ende. Jetzt der letzte Vortrag über die Aufgaben und Ausstattung der Analytischen Task Force (ATF), im speziellen Standort München.

+++ 08:11 Uhr: Es schneit. +++

Pünktlich vor der Heimfahrt verdichtet sich der Schneefall.

+++ 09:30: Kaffeepause  +++

+++ 09:49 Uhr: Gleich Prüfungsszenario +++

Jeder bekommt ein eigenes Szenario, 45 Minuten Bearbeitungszeit und hernach werden die Ergebnisse vorgestellt: was der Einsatzleiter wissen will? Zum Beispiel Erstmaßnahmen, Löschmittel, Schutzausrüstung, Gefahren an der Einsatzstelle. Und dann den weiteren Verlauf einschätzen.

+++ 10:00 Uhr: Jetzt wird's ernst +++

Die Prüfungsaufgaben sind verteilt. Jetzt beginnt emsiges recherchieren. Welcher Stoff? Welche Gefahren an der Einsatzstelle? Was will der Einsatzleiter wissen? Was sind unsere Empfehlungen?

+++ 10:45 Uhr: Prüfungskommission +++

Die Prüfungskommission ist eingetroffen, die Bearbeitungszeit ist zu Ende. Noch schnell ein Rückruf von TUIS: "Leider ist meine Prüfungszeit schon vorbei", bedankt sich meine Kollegin bei der TUIS. Einer nach dem anderen stellt jetzt seine Ergebnisse vor und die Prüfungskommission, immerhin vier Personen, stellt kritische Fragen.

+++ 12:30 Uhr: Mittagspause +++

Neun von zwölf Planspielen wurden schon abgearbeitet. Drei folgen noch nach dem Mittagessen. Ich war nich nicht.

+++ 13:45 Uhr: Bestanden! +++

Jetzt sind wir alle durch und alle haben bestanden. Der Schulleiter gratuliert uns. Und auch der Kursleiter und dessen Chef sowie ein weiterer Lehrer. Schön war's. Aber auch anstrengend.

+++ 14:30 Uhr: Macht's gut! +++

Zeit, den Heimweg anzutreten. Nach einer langen aber sehr intensiven Feedbackrunde zum Lehrgang, treten wir den Heimweg an. Feedback war insgesamt sehr positiv, aber wir haben alle zusammen mögliche Verbesserungen diskutiert. Kursleiter sind sehr zufriden und freuen sich über die offene Diskussion.

Jetzt wieder ab nach Erbendorf, drei Stunden Fahrt stehen an. Oder etwas mehr. ω