Von der Blockflöte bis zur Stabführerin

16.06.2021 18:00
Fabian Keppler-Stobrawe

Seit zwei Wochen können die Spielleute des Spielmannszuges der Feuerwehr Erbendorf wieder miteinander proben. Zum ersten Mal in diesem Jahr leitet die neue Stabführerin Julia Busch die Übungsabende.

Zu Beginn der aktuellen Saison im vergangenen Herbst wählte der Spielmannszug eine neue Stabführerin. Julia Busch aus Atzmannsberg folgt Kai Wienand nach, der aufgrund seines Studiums weggezogen war. Die Maschinenbauingenieurin ist durch Zufall zu den Erbendorfer Spielleuten gekommen. "Normalerweise würde ich bei der Stadtkapelle Kemnath spielen, aber eine Bekannte hatte mich vor 13 Jahren einfach mal mit nach Erbendorf genommen", erinnert sich die Stabführerin. Seitdem brennt sie für die Musik.

Angefangen hatte sie ganz klassisch mit der Blockflöte in der ersten Klasse der Grundschule. "Inzwischen spiele ich Quer- und Spielmannsflöte, Gitarre und Lyra", fasst sie ihre musikalische Ausbildung zusammen, die im Jahr 2008 beim Spielmannszug ihren Anfang nahm.

An der Spitze des Spielmannszuges

Die 23-Jährige hat seit ein paar Monaten neue Aufgaben übernommen. Als Stabführerin läuft sie beispielsweise bei Festzügen vorne weg, allerdings bot sich bislang nicht die Gelegenheit hierfür. "Ich gebe die Lieder an, die gespielt werden sollen und dirigiere diese", erklärt Busch. Zudem leitet sie die Übungen, wenn alle Spielleute zusammenkommen. "Jedes Register hat eigene Registerführer", sagt Busch.

Register, das sind Instrumente mit ähnlichen Klangfarben. Beim Spielmannszug Erbendorf gibt es das Schlagwerk mit verschiedenen Trommeln, die Flöte (Quer- und Spielmannsflöte) sowie die Fanfaren. Die Registerführer leiten eigene Übungen und unterstützen Busch bei der Vorbereitung auf die Auftritte. "An meiner Seite sind Maximilian Schultes und mein Bruder Markus, die das Schlagwerk leiten", erklärt sie. Die Fanfaren werden von Christian Adam angeführt. "Ich selbst bin auch Registerführerin für die Flöten", ergänzt sie.

Wie für viele Vereine war die Zeit der Pandemie eine besonders anstrengende. "Es ist schwierig, über die lange Zeit alle zusammenzuhalten, aber wir haben viele alteingesessene Spielleute, die einfach nur darauf warten, dass es wieder losgeht", schätzt die 23-Jährige die aktuelle Situation ein. Es habe ein paar Versuche gegeben, über Videokonferenzen zu üben, aber dies ersetzte keine Gruppenübungen. Ein großes Problem seien zeitversetzte Video- und Tonübertragungen gewesen, die es oft unmöglich machten, im Register zu üben. Zudem sei das Schlagwerk zu laut gewesen und habe die Flöten übertönt. "Mit fünf Flöten alleine hat das einigermaßen geklappt", so die Stabführerin. Mit Unterschreiten der 7-Tage-Inzidenz von 50 ist das Üben in Kleingruppen wieder möglich. Im Feuerwehrhaus bietet sich auch eine tolle Möglichkeit dazu für die Spielleute, da die Fahrzeughallen sehr groß sind. "Wir freuen uns sehr über den Zusammenhalt im Verein, denn es war nie ein Problem, dass während der Proben die Einsatzfahrzeuge aus den Hallen gefahren wurden", bedankt sich Busch bei der aktiven Mannschaft.

Mit Eifer vorbereitet

Den ersten Auftritt seit vielen Monaten sehnte sie sich lange herbei. Ein Geburtstagsstanderl für ein Spielmannszugmitglied war es und mit Eifer haben sich alle darauf vorbereitet. Auf die Frage nach dem schönsten Termin in einem normalen Spieljahr antwortet Busch ein wenig überraschend, dass der Weckruf am 1. Mai in Tirschenreuth ihr persönliches Highlight sei: "Hier spielen wir direkt für einzelne Menschen, werden auf Kaffee und Kuchen oder ein Weißwurstfrühstück eingeladen und spielen Ständchen von Haus zu Haus." Überraschend deswegen, weil im Gespräch mit anderen Spielleuten immer wieder der Faschingszug in Neustadt/WN genannt wird. Busch findet diesen Auftritt auch ganz besonders: "Wir eröffnen aktuell den Faschingszug, da sind wir gut sichtbar und es bereitet uns auch große Freude." Aber die Nähe zu den Menschen in Tirschenreuth gefalle ihr noch besser. Zudem beginnt der Weckruf schon mit dem Maibaumaufstellen in Erbendorf am Vorabend mit anschließendem Pizzaessen und Übernachten im Feuerwehrhaus. Schließlich müssen die Spielleute zum Weckruf früh aufstehen. "Hier erleben wir, wie toll unsere Kameradschaft im Spielmannszug ist", sagt Busch.

Ein wenig sorgt sich Busch über den Nachwuchs. Aktuell seien rund 25 aktive Spielleute dabei und eine im vergangenen Herbst gestartete Flötengruppe für Kinder ab sechs Jahre werde gut angenommen. "Je mehr bei einem Auftritt beteiligt sind, umso mehr fasziniert unsere Musik", erhofft sich die Stabführerin weiteren Zuwachs. Besonders in der Flötengruppe, die Christine Hein leitet, könnten Kinder schnell und einfach an die Musik herangeführt werden. "Im Vergleich zur Musikschule leben wir auch eine Gemeinschaft und geben mehr als nur ein Konzert im Jahr", sagt sie. Zudem seien die Kosten deutlich geringer, da sie als Verein organisiert und beispielsweise Instrumente und Noten vorhanden seien und nur eine geringe Eigenbeteiligung anfalle.

Wertungsspiele

Neben der Nachwuchsförderung möchte die 23-Jährige wieder Wertungsspiele mit dem Spielmannszug machen. Diese musikalischen Prüfungen des Nordbayerischen Musikbundes sind in einen Theorie- und Praxisteil aufgeteilt. "Für den praktischen Teil spielen wir ein selbst gewähltes und gelostes Stück sowie verschiedene Tonleitern", erklärt sie den Ablauf. Je nach Schwierigkeitsgrad sind die Stücke entsprechend mehr oder weniger anspruchsvoll. Die Vorbereitung auf die Wertungsspiele sei sehr intensiv und fördere auch die Gemeinschaft. Auch wenn viele Veranstaltungen und Auftritte derzeit nicht möglich sind, schaut Julia Busch hoffnungsvoll in die Zukunft. "Außerdem würde ich mich freuen, öfter mit der Feuerwehrmannschaft unterwegs zu sein", sagt Busch. Sie kenne das von anderen Spielmannszügen sehr gut. Einen ersten Vorgeschmack hierfür gab es anlässlich des 65. Geburtstages von Sascha Donenko, dem der Spielmannszug vergangene Woche zusammen mit der aktiven Mannschaft gratulierte und ein Ständchen vortrug.

Ausbildung beim Spielmannszug Erbendorf

  • Klassischer Einstieg ist im Kindesalter mit der Blockflöte, später der Umstieg zur Quer- oder Spielmannsflöte.
  • Es besteht auch die Möglichkeit, die Trommel zu erlernen.
  • Die Fanfare ist das schwierigste Instrument und eher in späteren Jahren sinnvoll zu erlernen, eignet sich jedoch auch als Erstinstrument ohne Vorkenntnisse.

Bei Interesse steht Stabführerin Julia Busch gerne zur Verfügung. Eine E-Mail an: TWg0em04aDV6M3Y1OUxSWk9FdEtnYmVYOVV5NmFxeDJwZHE4Z1NZYnFYUT0=.